Aloisiuskolleg
Gymnasium der Jesuiten für Mädchen und Jungen

Q2 in Ehrenfeld - Ein Stadtteil im Wandel

Ein Stadtteil im Wandel -
Exkursion des Q2 Geographie Leistungskurses nach Köln Ehrenfeld

„Strukturwandel“ – „Tertiärisierung“ – „nachhaltige Stadtentwicklung“ oder „Gentrifizierung“ -  Fachbegriffe und Modelle findet man zu jedem Inhaltsfeld im Fach Geographie. Aber lässt sich auch die Theorie in der Praxis wiederfinden? Am 12.01.2024 begab sich der Q2 Geographie Leistungskurs von Frau Schaffer in Begleitung von Frau Mühlhaus auf eine Exkursion nach Köln Ehrenfeld, um genau das hautnah zu untersuchen.

In Zeiten der Industrialisierung wurde der Anstoß zur Gründung von Ehrenfeld gegeben und es siedelten sich zunehmend Industriebetriebe in der bis 1888 eigenständigen Stadt an, welche u. a. von der günstigen Lage entlang der wichtigen Bahnstrecke Köln-Aachen profitierten. Einige dieser Unternehmen gehörten Ende des Jahrhunderts zu den Marktführern in ihrem Bereich. So galt die 1870 gegründete „Helios“ Fabrik für Elektrizitätsanlagen als eins der experimentierfreudigsten Unternehmen dieser Art. Man baute erste Wechselstromgeneratoren, welche Antriebe für elektrische Straßenbahnen und Leuchtfeuer waren. Als Symbol und zur Vorführung dieser Produkte wurde 1895 ein Leuchtturm erbaut, der seit jeher auf dem Firmengelände steht. Dieser ist heute ein denkmalgeschütztes Wahrzeichen des Stadtteils ist. Anhand eines Biparcours fand eine appgesteuerten Schnitzeljagd, bei der nicht nur Quizfragen multimedial beantwortet werden müssen, sondern auch das räumliche Orientierungsvermögen geschult wird, statt. Hierbei arbeiteten die Schülerinnen und Schüler die funktionalen und strukturellen Veränderungen des großen Heliosgeländes hin zu einem Standort eines Ärztezentrums, eines Möbelhauses, eines Fitnesscenters sowie demnächst einer Grund- und Gesamtschule heraus.

Im Anschluss daran begaben sich die Schülerinnen und Schüler auf eine analoge Spurensuche in Bezug auf Veränderungen des Standortes der ehemaligen Firma Ostermann und der früheren Leuchtfabrik Vulkan. Die Firma Ostermann galt 1979 als größter deutscher Propellerhersteller und auf dessen Gelände befinden sich nun die ‚Leitradlofts‘ sowie ein Aldi. Das revitalisierte Gelände der früheren Leuchtfabrik Vulkan stellt heute ein reines Dienstleistungszentrum, u. a. für Unternehmen der Medien- und Kommunikationstechnologie, dar. Das Foto zeigt das Ergebnis der kognitiven Zwischensicherung des Kurses, wobei die zeitliche Abfolge des Strukturwandels und der Tertiärisierung deutlich wird.

Ein solcher struktureller Wandel bringt auch häufig einen sozialen Wandel mit sich. So gilt Köln Ehrenfeld als Paradebeispiel für den Prozess der Gentrifizierung, welcher einen sozialen, funktionalen und baulichen Aufwertungsprozess eines Wohngebietes darstellt, der durch den Zuzug statushöherer Wohnbevölkerungen gekennzeichnet ist. Ausgehend von der Ehrenfelder Haupteinkaufsstraße, der Venloer Straße, bis in die Körnerstraße und zum Schluss in die Eichendorffstraße untersuchten die Schülerinnen und Schüler das Dienstleistungsangebot, die bauliche Aufwertung sowie die zu erkennende Sozialstruktur. Vor allem in der Körnerstraße übernahmen sie die Sichtweisen verschiedener Akteure im Gentrifizierungsprozess, um abschließend nicht nur wahrnehmungsgeographische Einsichten zu gewinnen, sondern auch eine Einordnung im Phasenmodell vornehmen zu können. Zum Schluss stellte Paul, der im vorherigen Jahr seine Facharbeit zum selbigen Thema geschrieben hatte, eindrucksvoll den Aufwertungsprozess in der Eichendorffstraße dar.

C. Schaffer