Aloisiuskolleg
Gymnasium der Jesuiten für Mädchen und Jungen

Erdkunde

Und der kleine Prinz warf einen Blick (…) auf den Planeten des Geographen. Er hatte noch nie einen so majestätischen Planeten gesehen.“
Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)

„Es ist nichts, was den geschulten Verstand mehr kultiviert und bildet, als Geographie. — Geographie ist die Mutter der Wissenschaften!“
Immanuel Kant (1724-1804)

„Die gefährlichste Weltanschauung ist die, die die Welt nicht angeschaut hat.“
Alexander von Humboldt (1769-1859)

Im Fach Geographie bzw. Erdkunde beschäftigen wir uns ab der Unterstufe erst einmal mit der allgemeinen Beschreibung unserer Erde und der Verortung unseres persönlichen Wohnortes. Doch dieses Fach bedeutet viel mehr: Streng genommen geht es um die sogenannten Mensch-Umwelt-Beziehungen, also die Zusammenhänge, in denen der Mensch seinen Lebensraum gestaltet und andersherum die Natur uns Menschen dazu zwingt, auf deren physiogeographische Merkmale zu reagieren.

Um ganz bei Saint Exupéry zu bleiben, ist doch gerade unser Planet Erde das erstaunlichste Untersuchungsobjekt, was wir uns wünschen können und was es zu verstehen gilt. Aus diesem Grund behandeln wir zu Beginn der Mittelstufe Vulkanismus, Erd- und Seebeben, Tornados und die Plattenverschiebung allgemein.
Nach Kant ist es Aufgabe eines jeden mündigen Erdenbürgers, seinen Verstand zu kultivieren. Am besten geschieht dies am Ende der Mittelstufe mittels der Betrachtung westeuropäischer, US-amerikanischer, lateinamerikanischer und islamisch-orientalischer Stadtentwicklungen. Diese nimmt uns mit auf die Betrachtung unterschiedlicher städtebaulicher Merkmale und historisch gewachsener Entwicklungen, welche in den Stadtbildern noch heute sichtbar sind.

Ist es in Ordnung, wenn man bereits im Februar Erdbeeren für einen Kuchen im Supermarkt kauft? Diese Frage kann man sich durchaus doch einmal stellen. Nach Humboldt wäre es auch sogar problematisch, sie nicht zu stellen, denn sie verbindet unmittelbar unser Handeln und unsere getroffenen Entscheidungen im Raum Bonn und Wachtberg mit den Räumen und landwirtschaftlichen Nutzflächen dieser Welt. Habe ich mit meinem Einkaufsverhalten einen Einfluss auf die Produktion und die Nachhaltigkeit von z. B. Erdbeeren, Erdnüssen, Bananen, Reis etc.? Höchstwahrscheinlich nicht direkt, jedoch ist allein das Wissen um die Zusammenhänge schon eine Form der geographischen Bildung. Eine zunehmende Globalisierung zwingt uns dazu, sich mit den weltweiten Verflechtungen und Abhängigkeiten zu beschäftigen und diese zu sehen.
In der Oberstufe wird mit der Wahl des Faches Geographie genau diese kritische Reflektion weiter geschult. Der Blick eines mündigen Europäers soll nicht an den eigenen Landesgrenzen enden, sondern ausgewählte Beispielräume sollen dazu dienen, die in der Unter- und Mittelstufe angesprochenen Themen weiter zu vertiefen und vor allem zu diskutieren. Vielen wird auffallen, dass es Missstände gibt, deren Lösungsansätze jedoch überaus vielfältig sind, ebenso wie die Kultur- und Landschaftszonen weltweit, sodass es häufig einer ausführlichen Raumanalyse bedarf, um das gesamte Spektrum an Einflussfaktoren zu ermessen. So heißt es am Ende der Schullaufbahn hoffentlich nicht nur:

„Woher kommst Du?“, fragte ihn der alte Herr.
„Was ist das für ein dickes Buch?“ sagte der kleine Prinz. „Was machen Sie da?“
„Ich bin Geograph“, sagte der alte Herr.
„Was ist das, ein Geograph?“
„Das ist ein Gelehrter, der weiß, wo sich die Meere, die Ströme,
die Städte, die Berge und die Wüsten befinden.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)