Gleich zu Beginn ihrer Lesung im Rahmen von Käpt´n Book erläuterte Annette Mierswa unseren Schülerinnen und Schülern der Stufen 7 und 8, warum sie Autorin geworden ist: Sie will sich voller Empathie einmischen in Geschichten und Themen, selber Charaktere erfinden und ausgestalten, mit ihren Jugendbüchern berühren. Die frühere Kamera-Assistentin berührte unsere Jugendlichen schon alleine mit ihrer angenehmen Stimme: Gut betont und in genau passendem Tempo las sie mehrere Stellen aus ihrem 2018 erschienen Roman „Instagirl“ vor. Darin geht es um die junge Isi, die sich in die digitale Welt der Selbstdarstellung begibt, angeleitet und zum guten Teil verführt von Kim – einer „Erscheinung“ aus Markenjeans, dekorativer Kosmetik und High-Heels. Wie so oft ist der Anstoß auch für Isis Veränderung eine Erschütterung in ihrem realen Leben, so dass Isi sich für die virtuelle Welt in eine andere Person verwandeln möchte: Für ihre Follower erfindet die Protagonistin eine andere Isi, eine, die für sie nicht mehr verletzbar scheint. Sie eliminiert vermeintlich alle Unreinheiten, gibt sich „perfekt“ und sexy getreu dem Motto „Viel Haut – viele Likes“. Sie trainiert, um dünner zu werden, „mit eisernem Willen und einem scheiß kalten Herzen.“ Trotzdem geht es Isi immer schlechter, so dass sie zu extremeren Mitteln greift, durch die Manipulation ihrer neuen Bekannten Kim Orte für ihre Selfies wählt, die sie in Lebensgefahr bringen. Aus einem Selfie bei angeblich perfektem Setting wird fast ein „Killfie“. Ist es das wert?
Annette Mierswa unterbrach ihre Vorlese-Einheiten immer mal wieder für weitere Erläuterungen, und um die vorgelesenen Textausschnitte miteinander zu verknüpfen. Hierdurch erfuhr man als Zuhörer viel über ihre Beweggründe, warum sie das Thema als Autorin so reizte. Die jugendlichen Zuhörer folgten diesen Erläuterungen sehr konzentriert und mit großer Aufmerksamkeit. Man kann Annette Mierswa einfach wunderbar zuhören.
Im Anschluss nahm sie sich noch viel Zeit, um geduldig allerlei Fragen aus unserer Schülerschaft zu beantworten. Und die waren zum Teil sehr tiefsinnig: „Warum tut man sich so etwas an?“
Ja — warum verändert man sich, bis gar nichts mehr von einem übrig bleibt?
Das Ende der Geschichte erfuhren unsere Schülerinnen und Schüler nicht. Das wird der eine oder andere vielleicht selber nachlesen…
Auf jeden Fall geht ein herzliches Dankeschön an Annette Mierswa und an die Organisatoren von Käpt´n Book, die unseren Schülerinnen und Schülern diese wunderbare Lesung mit den vielen Denkanstößen bescherten.
Gm
