„Ideen zur besten Bildung für eine unbekannte Zukunft“ überschreibt die Telekom-Stiftung eine Broschüre zur Zukunft der Bildung. Darin eine Diskussion zwischen zwei Altschülern des AKO: Thomas Jobelius, Abitur 2022 und Thomas de Maizière Abitur 1972. „Wir sollten den Lehrern Zeugnisse ausstellen dürfen.“ titelt der Beitrag und macht damit deutlich, dass er streitbar sein will. Jobelius war Schulsprecher, de Maizière ist heute Vorsitzender der Deutsche Telekom-Stiftung. Beim Thema Zeugnisse für Lehrer findet sich bei den beiden „ganz viel Zustimmung“ und auch sonst sind sie nicht weit auseinander. Weiter auseinander liegen eher schon die in dem Interview vertretenen Positionen zur realisierbaren Schulwelt. De Maizière nennt ein „Umsetzungsproblem“, wenn seine Forderung nach mehr Eigenständigkeit der (staatlichen) Schulen ungehört verhallen dürfte. Wenn er etwa fordert „Schule muss sich öffnen! Schon heute ist sie ja überfordert mit der Vielzahl an Aufgaben. Warum sollte sie nicht einen Teil dieser Aufgaben an andere Orte abgeben?“, dann werden sicher viele aus der Schulpraxis fragen, wie das gehen soll, pädagogische Verantwortung an Orte abzugeben, die darin keine Erfahrung haben. Jobelius hingegen kann erst einmal persönlich „etwas ganz anderes machen“ - er hat die berufliche und akademische Ausbildung noch vor sich.
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Herr Jobelius, wenn Sie sich die Schule der Zukunft ausmalen, wie sieht die aus? Jobelius: Zuständigkeiten von Schule auf andere gesellschaftliche Akteure zu übertragen, fände ich auch gut. Man schafft ja auch viel mehr Begeisterung bei Schülerinnen und Schülern, wenn zum Beispiel der Chemieunterricht nicht immer nur in der Schule stattfindet, sondern ab und zu auch mal in einem echten Labor. Davon abgesehen, müsste die Schule der Zukunft ein viel individuelleres Lernen ermöglichen, denn jedes Kind hat unterschiedliche Talente und Interessen. Deshalb bedarf es mehr Wahlfreiheit bei den Fächern und Lernschwerpunkten. Außerdem müssen überfachliche Kompetenzen stärker gefördert werden, denn nur so verstehen Kinder und Jugendliche, warum und wofür sie gerade lernen. Und dann würde ich mir eine andere Feedback-Kultur wünschen. Für die Vergleichbarkeit und als Leistungsanreiz braucht es zwar weiterhin Noten. Ich finde es aber wichtig, dass man einem Kind nicht bloß eine 4 oder 5 vorsetzt, sondern ihm konkret sagt, was es schon kann, wo es noch besser werden muss und wie es das erreicht. Das hat letztlich auch viel mit der Rolle der Lehrkräfte zu tun; sie sollten in Zukunft nicht mehr nur als Wissensvermittler, sondern vielmehr als Lernbegleiter agieren, die jedes Kind individuell fördern. Wobei auch Lehrkräfte natürlich Feedback benötigen. Wir Schülerinnen und Schüler sollten ihnen genauso Zeugnisse ausstellen dürfen wie sie uns. Nur so kann Weiterentwicklung stattfinden – auf beiden Seiten. |