Aloisiuskolleg
Gymnasium der Jesuiten für Mädchen und Jungen
 Gabriele Hüdepohl (Mitte) mit Ulrike Gentner (Leitung ZIP Zentrum für Ignatianische Pädagogik, Ludwigshafen und Martin Löwenstein SJ, der des AKO bei der Verabschiedung in Berlin vertreten hat)

Ignatianische Partnerschaft – Gabriele Hüdepohl Canisius-Kolleg Berlin

Festakt zur Verabschiedung der Schulleiterin unserer ignatianischen Schwesterschule

Fast möchte man Frau Hüdepohl „ignatianisches Urgestein“ nennen, wäre sie nicht so frisch und agil auch nach 16 Jahren Schulleitung am Canisius-Kolleg (CK) in Berlin, einer der neun deutschsprachigen Schwester-Schulen des AKO.

Am Canisius-Tag, dem 27. April war sie eingeführt und ist sie nun auch verabschiedet worden, wobei sie dem CK noch bis zum Ende des Schuljahres erhalten bleibt. Für das AKO wird sie dann aber erst so richtig wichtig werden. Bislang war sie als Kollegin der Schulleitungen der 10 ignatianischen Netzwerk-Schulen bekannt und prägend war. Ab Sommer 2023 wird sie als Delegatin des Provinzials für ebendiese Schulen zentrale Verantwortung haben.

28 Jahre war Gabriele Hüdepohl am CK, darunter auch in den wichtigen Jahren der Erneuerung und der Auseinandersetzung mit der Gewalt durch Jesuiten am Kolleg. Sie hat Leitung transparent und partizipativ neu gestaltet und die Digitalisierung wesentlich mit angestoßen. Vor allem aber war sie für ihre Schülerinnen und Schüler da, genauso wie für das Kollegium. „Sie war mit westfälischer Verlässlichkeit vor allem: stets da“, erinnerten Kolleginnen und Schüler in den Abschiedsreden. „Kontrolle war nie ihr Instrument, sondern Vertrauen“, betonte P. Rektor Marco Mohr SJ bei der Verabschiedung. Und diesen vertrauensvollen Stil hat auch die Vertretung der Elternschaft betont; so haben auch sie es erlebt.

Damit hatte sie auch das Standing gegenüber den Jesuiten-Rektoren gehabt, denen Sie freundlich doch klar Alternativen zum herkömmlichen männlich geprägten Leitungsstil vorlebte — die bei ihr dadurch einiges lernen durften (oder dürfen mussten).
Die Integrierte Sekundarstufe „Pedro Arrupe“ war 2019 eine Antwort des CK auf viele zugewanderte junge Menschen gerade auch in Berlin. Ohne die Weitsicht, aber auch die freundliche Hartnäckigkeit der Schulleiterin Hüdepohl hätte es weder die starke Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung noch den Erfolg des Projektes gegeben. Aus der ursprünglichen Willkommensklasse 2016 wurde ein Konzept, jungen Zugewanderten langfristige Bildungswege zu eröffnen. Ohne Frau Hüdepohl wären so manchen begabten Mädchen und Jungen der jetzt erfolgreiche Einstieg in das deutsche Bildungswesen nicht so gelungen. Die anwesende afghanistanstämmige Schülersprecherin war Zeugin dafür.

Gabriele Hüdepohl, so wurde deutlich, steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Aber wenn es gilt, die Fokussierung einer 5. Klasse zu erreichen – so wird erzählt –, kann sie auch schon mal auf einem Bein und mit dem Deutsch-Lehrbuch auf dem Kopf balancieren.
„Wir wussten bei Ihnen das CK in guten Händen“, erinnerte P. Johann Spermann, auch wenn sie zwischendurch den Jesuiten Flausen austreiben musste. Er war als Vertreter des Jesuiten-Provinzials da und sprach aus eigener Erfahrung als vormaliger Leiter des Zentrums für Ignatianische Pädagogik (ZIP), Ludwigshafen, dem Think-Tank und Schulungszentrum der ignatianischen Schulen. aus der Perspektive des ZIP. Viele Merkmale ignatianischer Pädagogik konnte Frau Hüdepohl prägnant ins Wort bringen und auch die Theorie aus schulischer Erfahrung erden. Das alles sind Fähigkeiten, so P. Spermann, die ihn freudig mache, sie als künftige Delegatin in der Provinzleitung zu begrüßen.

Sie selbst sagte zum Abschluss, zwar sei nicht jede Arbeit einer Schulleitung vergnügungssteuerpflichtig. Aber es sei ihr wichtig und erfüllend, die zu Beginn ihrer Zeit von Jesuitengeneral P. Kolvenbach gesetzten Ziele jeder ignatianischen Pädagogik hochzuhalten: (1) Die Frage nach Gott offen halten, auch dort wo er schmerzlich vermisst wird — gerade auch im Blick auf Fehlverhalten von Jesuiten und klerikale Machtansprüche. (2) Für Gerechtigkeit eintreten ist ein Ziel, das konkret bis in die Schulentwicklung geht. Die Antwort des CK auf die Not von Flucht und Vertreibung war die Einrichtung eines neuen Schulzweiges, der einer Jesuitenschule gut anstehe. (3) Schülern und Schülerinnen, aber auch die Mitarbeitenden ihre Würde als Mensch erfahren lassen, wobei sie schmunzelnd meinte, nicht durch jede klare Dienstanweisung durch die Schulleitung werde gleich schon die Menschenwürde verletzt — eher schon werde durch gedankenlose grobe Verschmutzung der Toiletten die Würde einer Mitarbeiterin des Reinigungspersonals verletzt. (4) Schließlich erinnerte Hüdepohl, war damals als Ziel formuliert, über den Sinn des Lernens nachzudenken. Für sie bedeute das immer auch, über Sinn oder Unsinn der Methoden und Strukturen in der Schule nachzudenken und konkrete Konsequenzen daraus zu ziehen.

Mit diesem Schuljahr endet nun eine prägende Leitungszeit am Canisius-Kolleg. Einen, wie sie sagte, eigenen Charme habe für sie nun die Perspektive, nach den Jahrzehnten am CK künftig dem Rektor des Kollegs „sozusagen über die Schulter schauen“ zu können.

Bild: Gabriele Hüdepohl (Mitte) mit Ulrike Gentner (Leitung ZIP Zentrum für Ignatianische Pädagogik, Ludwigshafen und Martin Löwenstein SJ, der des AKO bei der Verabschiedung in Berlin vertreten hat)