Pinyuan (7a) Schulsieger und Sonderpreis für Anna (7a) im Wettbewerb „Aus der Welt der Griechen“ 2023
Im Wettbewerb „Aus der Welt der Griechen“, der sich an die Klassen 6, 7 und 8 in Latein, Griechisch und Geschichte wendet und vom Deutschen Altphilologenverband, dem Schulministerium und dem griechischen Generalkonsulat ausgeschrieben wird, standen dieses Jahr als Themen zur Auswahl:
1) Comic: Dein Schultag im Stil attischer Vasen
2) Podcast: Berühmte griechisch Persönlichkeiten (Politiker, Philosoph, …) (Mini-Podcast)
3) Szenisches Spiel: Berühmte Orakel-Sprüche (Szenisches Spiel)
Unter zahlreichen gelungenen Beiträgen hat sich als Schulsieger das Video „Das Orakel von Delphi“ von Pinyuan Chen aus der 7a durchgesetzt.
Tarquinius superbus war bekanntlich der letzte König Roms, nach dessen Vertreibung 509 v. Chr. die Römer ihre Republik gründeten. Seither war die Monarchie für die Römer ein rotes Tuch, bis Augustus sie 500 Jahre später gezwungenermaßen unter dem kaschierenden Begriff „Prinzipat“ wieder einführte. Die 500 Jahre zwischen Tarquinius Superbus und Augustus sind die Zeit, in der Rom etruskische und griechische Kultur übernahm, von den Etruskern den Senat, die Stadtbaukunst, von den Griechen die Literatur; in der es ein Weltreich wurde und die großen Leistungen in Ingenieurskunst, Stadtbau, Recht, Verwaltung und Staatskunst vollbrachte, die es Europa als Erbe hinterließ.
Als Gründer der Freien Römischen Republik (libera res publica) im Jahr 509 v. Chr. gilt L. Junius Brutus, der mit einigen Mitstreitern den etruskischen König Tarquinius Superbus absetzte und den Senat als Machtzentrum etablierte. Den Moment, in dem Brutus die Weltgeschichte, betrat, hat Piny mit ihrem Video eingefangen. Brutus war der Neffe des Tarquinius und nur durch simulierte Dummheit seiner Ermordung entgangen. Als nun Tarquinius durch einen Traum über das Ende seiner Herrschaft beunruhigt wird, schickt er seine beiden Söhne zusammen mit Brutus zum Orakel von Delphi, um es über sein Schicksal zu befragen. Da überkommt die Söhne das Verlangen, danach zu fragen, wer von ihnen König sein werde. Das Orakel antwortet: „Wer zuerst die Mutter küsst“. Nur Brutus erkennt den tieferen Sinn des Orakelspruchs, kurz darauf stürzt er den Tarquinius. Nomen est omen: Brutus, was „der Dumme“ heißt, nutzte das Sichdummstellen als konspirative Taktik, Tarquinius „dem Übermütigen“ (Superbus) wurde das durch seinen Beinamen ausgedrückte Laster zum Verhängnis.
Dreierlei zeichnet Pinys Video aus:
1) Großes technisches Geschick bei der Animation der Playmobil-Figuren.
2) Eine kluge und witzige Umsetzung.
3) Findigkeit in der Thematik: Innerhalb des großen Mythenschatzes ist das Brutus-Orakel nicht besonders bekannt, aber dennoch sehr bedeutend, zeigt es doch einen entscheidenden Moment der römischen Geschichte, zeigt die Verbindung der Römer zu den Etruskern, mit deren Königen sie nichts mehr zu tun haben wollen und eine eigene Staatsform begründen, zeigt auch die Verbindung zu den Griechen: Für entscheidende Fragen ist das Orakel von Delphi die Autorität. Brutus’ Durchsetzungskraft liegt wie die des Odysseus in Klugheit und Mut.
Wir wünschen Piny viel Erfolg in der Landesrunde!
Anna hat einen Comic über einen Schultag im Stil rotfiguriger Vasenmalerei angefertigt: Schulweg, Unterricht in Sporthalle und Klasse, Mensa, Chor AG, Nachmittagssport und Abendlektüre. Das hat sie mit sehr einfachen, klassischen Mitteln, Pappe und Stift, und doch auf sehr künstlerische Art und Weise geleistet. Damit hat Anna nicht nur die reichste und vollständigste Bildersammlung, die aus der antiken griechischen Welt erhalten ist, die Vasenmalereien, um ein modernes Exemplar erweitert, sondern der Nachwelt auch einen wichtigen Beitrag über einen Schultag am Ako A. D. 2023 hinterlassen.
Oliver Meuser
