Aloisiuskolleg
Gymnasium der Jesuiten für Mädchen und Jungen

Käpt´n Book – ein literarisch-unterhaltsamer Dreiklang

Was haben Andreas Brettschneider, Tania Witte und Kathrin Schrocke gemeinsam? Alle drei waren nicht nur im Rahmen des Lesefestes bei uns am AKO zu Gast, sondern sie stehen auch alle drei für leidenschaftliches, fesselndes Vorlesen, erfrischende Ehrlichkeit bei den Gesprächen mit unseren Schülerinnen und Schülern und sie appellierten allesamt, Bücher bitte grundsätzlich in der Buchhandlung vor Ort zu kaufen. Auch die senden inzwischen oft kostenfrei die Ware bis zu uns an die Haustüre. Dafür bekommen die Autorinnen und Autoren ein wenig mehr Geld, ein Thema, das unsere Schülerschaft ohnehin brennend interessierte: „Wie viel verdienen Sie denn so?“ Es ist doch erschreckend zu erfahren, dass von den beispielsweise 15,- Euro, die wir für ein Buch ausgeben, nur rund 1,- Euro bei den Schriftstellern ankommt, sie davon noch die Agenten und Steuern bezahlen müssen.
Neben diesen spannenden Themen gab es selbstverständlich auch viele inhaltliche Fragen zu den vorgelesenen Büchern.
Andreas Brettschneider, nicht nur aus finanziellen Gründen im Erstberuf Gymnasiallehrer in Köln, brachte seinen Roman „Die Falle“ mit, anhand dessen er der 8d das Toleranz-Paradoxon erläuterte. Die meisten von uns haben nämlich leider bisher kein Rezept dafür, wie man damit umgeht, wenn Leute sich nicht an Regeln halten. Wie weit kommt man mit seiner eigenen Toleranz? Wie verhalten wir uns, wenn die Mehrheit der Leute sich zwar an gesetzlich festgelegte Regeln und moralische Vereinbarungen hält, einzelne aber dasselbe System ruinieren, weil sie darauf pfeifen? Von solch fast schon philosophischen Fragen ging man thematisch über zur Bedeutung sozialer Medien, die Brettschneider interessant, aber nicht relevant findet, und die keinesfalls als Nachrichtenportale betrachtet werden sollten. Analog ist doch ohnehin alles authentischer und ehrlicher – so wie auch die Stunde mit Andreas Brettschneider. Und so meint abschließend eine Stimme aus dem Publikum lobend: „Sie haben echt ´ne coole Stimme!“
Richtig gut vorlesen konnte auch unser zweiter Gast, Tania Witte. Aber zunächst wusste sie ganz viel Interessantes zum Einfluss der Autoren auf das Cover und den dortigen Text zu erzählen. — Man hat nämlich keinen darauf. Es geht dem Verlag um das Marketing, um die Verkaufszahlen. Da muss man als Autor mitunter auch mal in den sauren Apfel beißen und etwas dulden, was einem nicht gefällt. Und Cover mit ihrem Namen oder ihrem Pseudonym Ella Blix hat Tania Witte bereits viele. Sie stellt einige ihrer mitgebrachten Bücher kurz vor und beweist damit die Vielfältigkeit ihres Schreibens, denn sie beherrscht so einige Genres: z. B. hat sie einen Science-Thriller veröffentlicht, aber sie befasst sich ebenso mit gesellschaftlichen Tabu-Themen wie Suizid und psychischer Gesundheit. Schließlich packt sie „Die Stille zwischen den Sekunden“ aus und trägt stehend, äußerst lebhaft und unterhaltsam, mit starker Gestik und Mimik etliche Seiten daraus vor. Zwischendurch erzählt sie passagenweise frei die Handlung nach, so dass unsere zwei 7. Klassen gebannt und erstaunlich konzentriert zuhören. Das Ende müssen unsere Schülerinnen und Schüler selbstverständlich noch selber lesen, es wurde nicht verraten.
Zum Abschluss des Lesefestes besuchte uns noch die sympathische Autorin Kathrin Schrocke mit ihrem Roman „Bunte Fische überall“. Auf lustige und bewundernswert leichte Weise nimmt sie sich darin eines Themas an, weswegen sie bereits von anderen Schulen tatsächlich wieder ausgeladen wurde: der sogenannten Regenbogen-Familien. Unsere Schülerinnen und Schüler lachten dabei sehr oft und laut und erzählten davon, dass auch in vielen Ako-Familien die Toleranz gegenüber „besonderen“ Familien gelebt wird. In Schrockes Roman geht es darum, dass während eines Schulprojekts die 13-Jährigen immer zu zweit eine computergesteuerte Baby-Puppe erhalten, die den ganzen lieben Tag lang – und insbesondere auch während der Nächte – umsorgt werden muss. Ansonsten schreit das Plastik-Ding wie ein echtes Baby. Trotz großem Ehrgeiz und ehrlich gemeinter Fürsorge kommt es zu dem einen oder anderen Unfall oder zur Vernachlässigung, was dann in der Schule prompt akribisch ausgewertet wird. Ziel des Projekts ist es, dass die Kinder erleben, wie es ist, früh schwanger zu werden und ebendies folglich versuchen zu vermeiden, um „nicht am von Scherben übersäten Strand ihres Lebens“ zu landen, wie es die Klassenlehrerin oft genug und theatralisch in die Klasse ruft. Wer nun denkt, dass solch ein Projekt von Frau Schrocke eigens für einen unterhaltsamen Roman erfunden wurde, der irrt. Dieses Baby-Projekt kann man als Lehrer ab der 7. Klasse tatsächlich bestellen. Doch meist wird das Unterfangen innerhalb von drei Tagen wegen akuten Schlafmangels wieder eingestellt.
Wie nahbar alle drei Autoren waren, zeigte sich schließlich daran, dass sie sich wirklich viel Zeit nahmen, um am Ende die begehrten Karten zu signieren und dabei nochmals kurz ein persönliches Wort mit ihrem Publikum auszutauschen.
Wir bedanken uns ganz, ganz herzlich bei den Organisatoren und Verantwortlichen von Käpt´n Book, die uns diese drei so hochkarätigen Lesungen schenkten. Wir freuen uns schon jetzt auf das kommende Jahr!


Gm