Aloisiuskolleg
Gymnasium der Jesuiten für Mädchen und Jungen

Kinderparlament der ukrainischen Gäste

Kinder, hofft man, leben sich schneller ein. Aber für sie ist es sicher besonders herausfordernd, aus ihrer gewohnten Umgebung in der Ukraine herausgerissen zu werden. Nun sind sie in Deutschland, werden zügig in ein deutsches Schulsystem eingeschleust und wünschen sich doch nichts sehnlicher, als nach Hause zu können.

38 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahre leben derzeit am Aloisiuskolleg im Südflügel; dazu kommen noch einmal 13 Vorschulkinder. Für die 38 fand jetzt das erste „Kinderparlament“ statt. Es war der erste Versuch, die jungen Gäste miteinander darüber ins Gespräch zu bringen, was ihre Situation hier in Godesberg ist, wo sie sich wohlfühlen und wo nicht, was ihnen guttut und was nicht, was ihre Wünsche sind für das Zusammenleben im Haus und das Programm für die Freizeit.

Frau Diesinger und Frau Mühlhaus hatten den Nachmittag vorbereitet. Schülerinnen des Aloisiuskollegs, die dies gut können, haben in den Gruppen und für das Plenum russisch-deutsch übersetzt, da auch diese Sprache von allen verstanden wird. Zuvor hatten die jungen Leute in drei Altersgruppen jeweils einen Jungen als Sprecher und ein Mädchen als Sprecherin gewählt. Dies haben an den Tischen bereits eine koordinierende Rolle übernommen und sollen künftig im „Jugendrat“ die Themen besprechen, die ihnen wichtig sind und die sie auch der Leitung des Hauses und den Erwachsenen unter den insgesamt derzeit 128 Gästen vortragen wollen.

Teil des Nachmittags war, dass die Jugendlichen und Kinder durch das Haus und das Gelände gegangen sind und mit farbigen Karten markieren konnten, wo sie sich hier am Aloisiuskolleg wohlfühlen und wo nicht, ob es gar für sie „gruselige Stellen“ im Haus und auf dem Gelände gibt, wo sie sich als Kinder nicht sicher fühlen. Auch die vorangehenden Fragen zur Diskussion waren für die jungen Ukrainer eine ziemliche Herausforderung: Seid ihr hier gut aufgenommen worden? Wie geht es Euch hier am Aloisiuskolleg? Welche Regeln für ein Zusammenleben sind wichtig?

Die Ergebnisse waren sehr stark auf das Positive ausgerichtet; sicher ernst gemeinter Dank. Aber es scheint doch so zu sein, dass es erst ein wenig Übung darin braucht, dass sie mit ihren Themen ernst genommen werden und auch kritische Themen ansprechen können.
Die Sprecher(innen) haben als Dank, dass sie das übernommen haben, je ein Schalke T-Shirt bekommen – ohne gasprom-Logo, dafür mit dem Hl. Aloisiuskolleg im Schalke-Trikot und mit Fußball, ein Motiv aus der Stadionskapelle in Gelsenkirchen.

Leider ist nach der Zuteilung der Stadt Bonn und angesichts der Kapazitäten in den Klassen nur für einen Teil der Jugendlichen möglich, am AKO auch zur Schule zu gehen. Diejenigen, die hier sind, werden in Klassen integriert, wo möglichst jemand von den anderen russisch spricht. Sie nehmen am normalen Unterricht teil, sind aber zwischendurch für drei Stunden in speziell für sie eingerichteten Deutschkursen. So lernen sie schnell und finden sozialen Anschluss. Das hilft in der Situation fern der Heimat und im ängstlichen Blick auf eine unsichere Zukunft.