Aloisiuskolleg
Gymnasium der Jesuiten für Mädchen und Jungen

Mottotage maskiert - Letzter Unterricht für die Abiturentia

Es braucht ein gewisses Maß an Unvernunft, um die Vernunft erträglich zu halten. Insofern sind Zweifel an der sittlichen Reife kurz vor Erlangung der Hochschulreife zwar jedes Jahr ein unmittelbarer Reflex auf die Ereignisse an der Schule, aber letztlich unbegründet.

Die unvordenkliche Tradition (wer erinnert sich, wann es noch nicht so war?) will es, dass die letzte Woche, in der sich die Lehrkräfte bemühen, so etwas wie geregelten Unterricht in der Q2 zu erteilen, von den Schülerinnen und Schülern der Stufe als „Mottotage“ begangen werden. Das drückt sich vor allem darin aus, dass man jeden Tag in einer anderen Maskierung zur Schule kommt — und hier ist nicht die Maske gemeint, die sich in Form der medizinischen Mund-Nase-Bedeckung als Normalität in unseren Alltag einschleichen will. Vielmehr kommen man und frau an einem Tag „trés chic“, am anderen in Schlafanzug und Bademantel und dergleichen. Die Maskierungen am „Bad-Taste-Day“ dürfte bei der Generation der Großeltern der Abiturientia auf Kopfschütteln wenn nicht Empörung stoßen, denn was da an Kleidung nach „Schlechtem Geschmack“ verunglimpft wird, wurde 1968 als Zeichen freien Geistes und revolutionärer Hippie-Gesinnung getragen.

Die ganz große Aktion musste leider ausfallen, zu der sonst die künftigen Abiturienten und Abiturientinnen die gesamte Schülerschaft auf dem Schulhof versammeln, um dort mit allerlei Späßen und Übungen ihr Lehrpersonal vorzuführen, Das wäre dann doch zuviel der Unvernunft in Zeiten von Covid-19 gewesen. Aber nach den durchweg negativen Testungen der letzten Tage hat sich schon eine gewiss leichtsinnige Unvernunft und fröhliche Ausgelassenheit bemerkbar gemacht. Doch die braucht es, um die Vernunft, der wir uns wohl noch lange werden unterwerfen müssen, einigermaßen erträglich zu halten.